Mols Landen
 
Bewegungen Impression Expression Paravents
Vernissage: 10 November 2006, Galerie Kraftwerk
Rede zur Ausstellungseröffnung

 
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie herzlich zu der Ausstellung Bewegungen Impression Expression Paravents von Mols Landen.

Die Titel gebenden Stichworte der Ausstellung weisen Ihnen bereits einen Weg zur Betrachtung der Bilder von Mols Landen, so dass eine Einführung oder Rede zu seinen Werken fast hinfällig erscheint. Was diese Stichworte jedoch nicht leisten können, ist, eine Verbindung untereinander zu schaffen. Sie stehen isoliert, metaphorisch gesagt statisch, ohne Bezug zueinander nebeneinander. Ich möchte nun versuchen, diese Verbindung herzustellen, die Statik der einzelnen Wörter in einen fließenden Satz bzw. kurzen Text zu bringen und Sie einladen, sich in diesem Denkraum mit zu bewegen. Nicht zufällig ist das erste Wort im Titel der Ausstellung Bewegung – denn darum geht es Mols Landen vor allem in seinen hier zu sehenden Bildern.

Die Natur als Parallele zum menschlichen Sein ist Ursprung für die unterschiedliche Dynamik der Bewegungen.
Die Natur kennt keinen Stillstand, sie ist ein unendlicher Kreislauf aus Werden und Vergehen. Das Spiel der Elemente Feuer, Wasser und Luft ermöglicht das Zustandekommen dieses wohl einzigartigen Perpetuum Mobiles. Die Bilder von Mols Landen zeigen uns die Kräfte der Natur und lassen die Assoziationen an unbestimmte, doch für jeden für sich selbst erkennbare Naturräume zu, wie z.B. Meereslandschaften, Bergseen oder sonnengereifte Felder. Die Grade der Abstraktion sind dabei unterschiedlich. Mols Landen gibt den Naturelementen Farben, mit deren Kraft man förmlich weggeblasen wird oder zu ertrinken bzw. verbrennen droht.

Sie merken vielleicht an meiner emotionalen Formulierung, dass es hier nicht vorrangig um Naturbeschreibungen geht, sondern um die innere Bewegtheit des Menschen bzw. des Künstlers – eben die andere Parallele. Diese innere Bewegtheit wird sicher am deutlichsten in dem Triptychon links, das an Fleisch, Gewebe, Wirbelsäule und Knochen erinnert, aber auch an Verletzungen oder pulsierende Stellen, an eine ungeheure Energie, die sich in dem Objekt auf dem Boden zu bündeln scheint, um in dem Triptychon rechts den - wenn auch aufgeregten - Energieausgleich zu erlangen. So könnte man jedenfalls diesen einen Teil des Raumes deuten.

Unweigerlich sind Impressionen, also die Eindrücke von äußerem und innerem Geschehen, der Motor der künstlerischen Bewegung. Impressionen werden „durchfühlt“ als Motive auf der Leinwand zum Ausdruck gebracht. Die Interpretation durch die eigenen Regungen von 2 dem, was im Umfeld oder mit dem Selbst passiert wird bei Mols Landen spontan und in nahezu einem Bewegungsfluss zum Bild.
Die Expression ist dabei seine eigentliche künstlerische und geistige Haltung, mit der er auch die Zweidimensionalität außer Kraft setzt und das Bild in den Raum bewegt.

Die drei Hauptwerke dieser Ausstellung, die vom Künstler so bezeichneten Paravents, sind Gemälde und Skulptur in einem. Hier deutet sich die Vielseitigkeit des Künstlers an, denn neben der Malerei schafft Mols Landen auch Skulpturen ganz unterschiedlicher Art und schreibt Gedichte. Dies unterstreicht wiederum seine expressionistische Haltung, die sich aus der Moderne herleitet: Das Expressive ist das Ziel aller Gestaltung, was meint, dass in erster Linie das Erlebnis für den Betrachter sichtbar werden soll. Die künstlerischen Medien sowie die sachliche, ästhetische oder formale Ebene sind dabei zweitrangig.

Mols Landen bewegt sich jedoch nicht nur innerhalb der künstlerischen Gattungen, sondern geht auch soweit, die Gattungsgrenzen aufzubrechen. Triptychons sind in der Malerei sicher allen bekannt, angefangen mit den frühesten Beispielen der Flügelaltäre des Mittelalters. Mit den Paravents wird das Triptychon jedoch von der Wand in den Raum gebracht und kann sich scheinbar in ihm bewegen. Streng genommen gehen die Paravents über den Skulpturbegriff hinaus und werden zu mobilen Objekten. Die neue Art der Zusammensetzung der dreigeteilten Malerei hat ihren Ursprung in den Raum- oder Gestaltungselementen aus dem Design. Der spielerische Moment des Mobilen, des möglichen Auf- und Zuklappens, wird in die so genannte „hohe“ Kunst übertragen. Die Expression von Bewegung ist hier für den Betrachter auf das äußerste gesteigert.

Der Ausdruck von Bewegung vermittelt sich aber auch in den anderen Bildern von Mols Landen durch den Duktus, wie etwa die Stilleben oder kaum mehr zu erkennenden Portraits. Sie zeigen nicht das von uns gewohnte Bild vom Sein der Dinge, vielmehr fordert der Künstler ein anderes Sehen. Es ist Experiment und Herausforderung die gefühlten Gegenstände und Menschen dem Künstler nachzuempfinden und vielleicht entdecken Sie mit diesem bewegten Blick das Neue im Altbekannten.

Ich wünsche Ihnen nun einen bewegenden Abend und danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

©Constanze Musterer